Der Pinsel ist ihm ein liebgewordener Begleiter

Předźenak, Samstagsbeilage der sorbischen Tageszeitung Nowa Doba03.09.1966


Walther Ruhland, Mitglied des Trebendorfer Zirkels sorbischer Laienmaler

Über fünfzig ist er schon, von Beruf Friseur, und mit Enthusiasmus ist er, wenn die Dämmerung anbricht und der Arbeitstag beendet ist, Künstler. Er ist, wie gesagt, kein Berufskünstler. Er ist Friseurmeister in Schleife und heißt Walter Ruhland.

„Es ist nicht leicht, gut zu malen. Man braucht die Fähigkeiten und dazu, nun, um es so zu sagen, eine gewisse innere Explosion, die zur rechten Zeit die Fähigkeiten an die Oberfläche schleudert“, sagt er.    

Mit der Explosion meint er den Ausbruch von Begeisterung. „Mir ist nicht immer nach Malen“, erzählt er, „aber ich weiß, dass man in der Kunst, auch in der Volkskunst, nicht ohne Fleiß, ohne Disziplin auskommt. Und deshalb freue ich mich, dass wir uns in Trebendorf in einen Zirkel zusammengefunden haben. Wir lernen zusammen. Das macht sich besser.“

Über Walter Ruhland wie über einen volkstümlich bildenden Künstler zu schreiben, ist eigentlich nur so eine Vereinfachung. Schließlich ist er Maler, Grafiker und Bildhauer; er ist vielseitig und dem zugetan, was die Welt um ihn herum ist: Dorfszenerien, sorbische Trachten, Leute aus Schleife, Kohlegruben usw. bildet er ab.

„Wir sind noch längst nicht dort, wohin wir wollen“, behauptet er vom Trebendorfer Künstlerzirkel. Aber sei es denn auch so, wir wissen, was wir wollen.“ Er lobt den sorbischen Künstler Jan Buk, der dem Trebendorfer Kreis getreu Pate steht – auch im Zusammenhang mit der Beharrlichkeit im künstlerischen Schaffen.

„Mir scheint, wir brauchen auch in der sorbischen Volkskunst beständige Arbeit. Wir Trebendorfer haben uns zum Beispiel auch an der Ausstellung anlässlich des Festivals der Sorbischen Kultur beteiligt und dabei gesehen, dass Vieles an der Ausstellung noch zu sehr ein Kind des Zufalls ist.“

So fasst er kritisch seinen Eindruck von der Laienkunst-Ausstellung zusammen – und in seinem künstlerischen Alltag geht er weiter seinen Weg, der zu besseren Fertigkeiten und zu größerer Begeisterung führt. Damit gebührt ihm Ehre, denn er geht nicht den Weg eines Einzelgängers.

S.K.


Projekte

Ausstellungsreihe „Schleife – das sorbische Worpswede“

Ein Segment unserer Vereinsarbeit befasst sich mit der Dokumentation der bildenden Kunst des Kirchspiels Schleife von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. 

 

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