Zejler-Preis 2018 ging in das Schleifer Kirchspiel

Pomhaj BóhNovember 2018

Aus den Händen der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst nahmen Juliana Kaulfürst und Dieter Reddo am 21. September in der ehemaligen St. Annen-Kirche in Kamenz den diesjährigen Zejler-Preis entgegen.

In ihren Glückwünschen verwies die Ministerin auf die Verdienste der Laureaten bei der Dokumentierung und dem zugänglichmachen der Schleifer Mundart und der sorbischen Traditionen in den Schleifer Dörfern. Die Laudationen zur Preisverleihung hielten die Übersetzerin Božena Braumanowa aus Luga und die Museumskuratorin Andrea Paulik aus Radibor. Die Sängerinnen und Sänger der Gruppe „Kólesko“ aus Schleife unter der Leitung von Gerald Schön umrahmten die würdevolle Veranstaltung mit sorbischen Chorälen und Liedern im Schleifer Sorbisch.

Der Laureat Dieter Reddo aus Klein Trebendorf stammt aus dem Schleifer Kirchspiel, wo er vor 74 Jahren geboren wurde und bis heute lebt. Er ist nicht nur als geschickter Ostereierverzierer bekannt, sondern er kennt sich auch mit den Schleifer Trachten und Volkstänzen aus. Beruflich hatte er in der Braunkohleindustrie gearbeitet. Außerdem hat er als gelernter Fleischer bei den Leuten zu Hause Schweine geschlachtet. Was er dabei – meistens auf Sorbisch – an Volksliedern und über die Arbeit und die Trachten, die Bräuche und Weisheiten der Menschen erfahren hat, hatte er sich nach Feierabend zu Hause gewissenhaft notiert. Dieser Schatz lag jahrzehntelang bei ihm zu Hause verborgen. Die Laureatin Juliana Kaulfürst ist Slawistin. Die 38-Jährige stammt aus Bautzen, lebt in Dresden und kümmert sich an den beiden Schleifer Schulen um außerschulische Projekte in sorbischer Sprache. Ihr Wirken in Schleife begann sie im Jahre 2010 als Koordinatorin für Sprachprojekte des dortigen Domowina-Regionalverbands. Damals wurde sie von Dieter Reddo und Hartmut Hantscho gefragt, ob sie die gesammelten Lieder und Notizen sprachlich bearbeiten würde. Aus diesem Anfang hat sich in den vergangenen Jahren eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Der Beleg dafür sind mehrere inzwischen herausgebrachte Bücher und CDs. An weiteren Publikationen wird bereits gearbeitet.

Der aufgearbeitete Fundus ist aber nicht nur in den herausgebrachten Materialien enthalten, sondern er bereichert zugleich auch das heutige Kulturleben, wenn in den Gesangs- und Folkloregruppen, in Schulen und Kindergärten oder auch auf dem Njepila-Hof in Rohne und auf dem Schuster-Hof in Trebendorf gesungen und gesprochen wird, die Trachten getragen und nach alter Schleifer Tradition getanzt wird. Die sorbischen Aktivitäten von Juliana Kaulfürst und Dieter Reddo sowie einer Handvoll weiterer Enthusiasten um sie herum war bis jetzt äußerst fruchtbar. Gottes Segen möge ihr Wirken für das Sorbische auch in den kommenden Jahren begleiten.

Trudla Mahling



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Sprachdokumentation Schleifer Sorbisch

Die eigene Sprache kann als das entscheidende Merkmal der Minderheitsidentität angesehen werden. Die Anwendung der eigenen Sprache ist Symbol der Zusammengehörigkeit von Menschen in einer Gruppe bzw. in einem Siedlungsgebiet.

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