Slěpjański spiwnik

 

Ho knigłach su wótćišćane 160 ludowe spiwy Slěpjańskeje wósady. Spiwnik jo zakóńcenje dźesećlětnego slědźeńskego dźěła, kótrež jo se chopiło w lěće 2002.

Das vorliegende Liederbuch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn oftmals wurden in jedem Dorf, und sogar auf jedem Hof unterschiedliche Varianten der Lieder gesungen. Es soll dazu dienen, ein Stück ursprüngliche, heimatliche Liedfolklore einem breiten Publikum wieder zugänglich zu machen. Durch die beigefügte wörtliche Übersetzung der wendischen Texte und die Begleit-CDs soll dem Leser ein wirkungsvolles Hilfsmittel zum Erlernen des Schleifer Sorbisch in die Hand gegeben werden. Die Grundlage der Veröffentlichung bildeten ca. 60 Liedtexte, die von Dieter Reddo in mühseliger Kleinarbeit ab Mitte der 1950er Jahren zusammengetragen wurden. Durch ein umfangreiches Quellenstudium der Sammlungen und Veröffentlichungen aus den Jahren 1841-1912 von E. Muka, H. Jordan, A. Černy, L. Kuba, W. v. Schulenburg und A. Smoler, sowie durch das Abhören von noch vorhandenen Tonaufnahmen aus den 1950er und 60er Jahren wurde die vorliegende Liedersammlung erweitert und vervollständigt.

Das Lektorat für das Schleifer Sorbisch und die deutsche Übersetzung der Liedtexte übernahm Juliana Kaulfürst im Juli 2010.

Während der Endkorrekturen entstand für das Liederbuch eine neue Idee. Zum schnelleren Erlernen der Liedmelodie und der Aussprache des Schleifer Sorbisch wurden die ersten Strophen jedes Liedes abwechselnd von Juliana Kaulfürst und Uwe Hermasch im Tonstudio eingesungen. Die dadurch entstandenen beiden Begleit-CDs runden das Liederbuch ab.

Die Melodien und Texte wurden meist mündlich überliefert, durch sie wurden Erfahrungen und Geschichten weitergegeben. Dabei achtete man nicht vorrangig auf strenges Versmaß, sondern eher auf ausdrucksstarke Worte. So kommt es vor, dass Verszeilen in verschiedenen Strophen eine unterschiedliche Silbenanzahl aufweisen. Die Folge war, und das praktizierten die Kantorki auf unverwechselbare Art und Weise, dass mehrere Silben auf einen Ton gesungen wurden oder andersherum eine Silbe über mehrere Töne; die Melodie wurde „gestreckt“, „gestaucht“ und angepasst. Auf eine Vereinheitlichung der Verse haben wir bei der Bearbeitung bewusst verzichtet, um die Ursprünglichkeit der Liedtexte zu erhalten. Die Sänger sind somit angehalten, „überschüssige“ oder fehlende Silben eigenständig auf die Melodie zu verteilen.

Die Buchvorstellung erfolgte im Rahmen einer musikalisch umrahmten Präsentation am 02.03.2013 auf dem Njepila Hof in Rohne.

 


Fotos: Karsten Nitsch


Projektzeitraum

2002 – 2013

SB slěpjańšćina – Schleifer Sorbisch DEDeutsch – němski